Sollte ich nicht einfacher Handschuhe nehmen?
Nein, nur wenn es nicht anders geht. Wenn Du Deine Hände / Handpflege im Griff hast, kannst Du immer trainieren. Ansonsten bist Du immer auf ein weiteres Stück Equipment angewiesen. Durch den Handschuh erweitert sich auch immer die Griffweite und Du hast weniger Gefühl in der Hand. Viele Leute können sich im Kreuzheben oder in der Kniebeuge verbessern, wenn sie diese Übungen barfuß machen. Genau so verhält es sich auch mit den Händen. Einige Leute brauchen halt etwas länger, bis auch die Hände »trainiert« sind. Gefühl und Präzision sind bloßer Anstrengung vorzuziehen. Falls Du es ausprobierst hast und komst ohne Handschuhe nicht zurecht, dann ist das halt so. Lieber mit Handschuhen traineren, als nicht trainieren. Aber mit den folgenden Tipps kann es gut sein, dass Du die Handschuhe an den Nagel hängen kannst.
Warum muss ich meine Hände pflegen? Ist das nicht »unmännlich«?
Die Hände sind beim Kettlebell (Snatchtest, 10.000 Swing Challenge) sehr hohen Belastungen ausgesetzt. Bar-Work, wie Pullups, Backlever, Frontlever, etc., sind nicht minder fordernd für die Hände. Wer die Haut seiner Hände überfordert, muss mit Blasen oder gar mit Hautabrissen rechnen.
Oft wird das als Zeichen eines »Harten Kerls« verstanden. Leider stimmt das nicht ganz. Im Wettkampf oder bei einer Zertifizierung kommt es darauf an, dass ich die geforderte Leistung abliefere. Wenn man sich hier eine Blessur zuzieht, ist das nicht toll, aber muss dann schon mal im Kauf genommen werden. Schließlich ist das Leben kein Streichelzoo. ;-)
Im normalen Training kann das aber fast immer vermieden werden! Verletzungen der Hände bedeuten oft einen Trainingsausfall oder das man nicht so gut trainieren kann.
Warum brauche ich Hornhaut?
Die Hornhaut schützt Fleisch und Knochen vor Belastung. Daher ist diese auch notwendig, um überhaupt fest zupacken zu können. Wer schon mal auf einem größeren Gebiet Haut verloren hat und diese dann neu ausgebildet worden ist, hat sicherlich festgestellt wie empfindlich am Angang diese »frische« Haut ist.
Wie ist die Haut aufgebaut?
Vereinfacht besteht unsere Haut aus 3 Schichten.
Epidermis (Oberhaut)
Die Oberhaut dient zum Schutz des darunterliegenden Gewebes. Sie bestehet aus 5 unterschiedlichen Gewebeschichten. In diesem Artikel interessieren wir uns nur für die Hornhaut (oberste Schicht). Vereinfacht besteht Sie aus »abgestorbenen« alten Hautzellen. Daher kann man auch ohne Schmerzen Hornhaut entfernen, da sie keinen Nerven oder Blutgefäße enthält.
Dermis (Lederhaut, Corium)
Die Lederhaut verankert die Hornhaut und enthält Haare und Talg- und Schweißdrüsen.
Subcutis (Unterhaut)
Bildet die Basis für die oberen Hautschichten und sorgt für die Versorgung mit Nährstoffen. Die Unterhaut enthält die Nerven, die für den Tastsinn, Druck Wärme und Kälte verantwortlich sind. Schneidet Ihr eine Blase auf, dann ist die drunter zu sehende Haut die Unterhaut, sie ist sehr empfindlich.
Was ist zuviel Hornhaut?
Unter Belastung wächst die Hornhaut. Je mehr man mit den Händen leistet, desto dicker wird sie. Das ist auch keine Problem, solange diese Hornhaut vergleichsweise weich und biegsam ist. Sollte diese jedoch harte Stellen aufweisen oder sich sehr hoch auftürmen, müssen nur diese harten Stellen vorsichtig abgetragen werden.
Es ist so wie mit der Lawinengefahr an verschneiten Hängen. Wenn der Schnee durchgängig die gleiche Konsistenz hat, besteht wenig Gefahr, das sich einen Lawine löst. Sollte der Schnee, aber aus verschieden harten / festen Schichten Schnees bestehen, steigt die Chance auf einen Lawinen-Abgang.
Mit der Haut verhält es sich genauso. Harte Stellen auf den »normalen« Schwielen sind die Bereiche, die unter Belastung abreißen und »gute Haut« mit sich ziehen. Die Scheerkräfte unter Belastung addieren sich von Schicht zu Schicht. So kann eine relativ kleine harte Stelle der Auslöser sein, warum ein großer Bereich der Haut sich von Deiner Hand löst. »Aua!«
Wie vermeide ich zu viel Hornhaut zu bilden?
OK der ist echt einfach, aber zu oft wird es nicht berücksichtigt. »Genug ist genug!« Greift nur so fest, wie es die Aufgabe erfordert. Wer immer so fest zugreift, als wenn er einer Klapperschlange mit bloßen Händen das Rückgrat brechen will, behindert sich selber. Gerade bei Kettlebell Swings ist das ein oft vorkommender Fehler. Der Kettlebell muss fest in der Hand sein, aber Du brauchst auch eine leichte Rotation / Gleiten des Griffes in der Bewegung. Falls Du zu fest greifst, behinderst Du Dich selber.
Das Gleiche gilt mit einigen Übungen an der Stange, wie z.B. sehr extrem bei dem Muscle-Up. In der unteren Position zeigen Deine Arme nach Unten, in der Oberen nach Oben ... wie soll das gehen, wenn Du so fest zudrückst, dass sich die Stange nicht bewegen kann?
Kreide - Liquid Chalk
Kreide kann die Hand bei Übungen mit »hoher Drehzahl« (Snatches, 10.000 Swing Challenge) gut schützen, da sie die Haut trocken hält. Leider sorgt dies auch dafür, dass sich mehr Hornhaut bildet. Dies gilt besonders für Flüssige Kreide (Liquid Chalk), weil der enthaltene Alkohol die Handflächen besonders austrocknet. Hier solltest Du gleich nach dem Training Deine Hände eincremen.
Wie entferne ich zu feste Schwielen?
Die erst Methode ist die, die ich empfehle. Die Zweite geht auch gut, ist aber aufgrund des Potentials, Dir Deine eigenen Hände zu zerschneiden, nur für Notfälle geeignet.
Für beide Versionen gilt Folgendes: Es werden nur die harten oder besonders hervortretenden Schwielen entfernt! Du willst keine Babyhaut auf der Hand, wenn Du in den Snatch-Test gehst.
Bimsstein und Hornhauthobel (nur nach dem Training)
Diese Methode nur nach dem Training anwenden, da durch das Einweichen in Wasser Eure Hand »schutzlos« wäre. Zuerst haltet Eure Hände 3 bis 5 Minuten in heißes Wasser. Wenn das Wasser noch von alleine blubbert, ist es zu heiß. ;-) Das Wasser soll sehr warm sein, aber es sollte nicht weh tun. Lasst lieber noch mal etwas heißes Wasser in das Becken, wenn es zu kalt wird. Je länger Ihr einweicht, desto einfacher wird es. Halte Maß - schrumpelige Finger oder Schwimmhäute deuten darauf hin, dass Du es übertrieben hast.
Durch das heiße Wasser wird die oberste Hautschicht aufgeweicht und so lässt sie sich leichter mit dem Hornhauthobel oder dem Bimsstein entfernen. Mit dem Bimsstein, genauer gesagt Hornhautraspel gehst Du einfach die Schnittränder ab, um diese etwas anzugleichen. Dann eincremen und Du bist fertig.
»Old School« Rasierklinge (jederzeit - nur für Notfälle)
Warum liste ich eine potenziell gefährliche Form der Hornhautbeseitigung hier auf? Erstens geht es sehr schnell, es ist kein Aufweichen der Hand nötig. Ihr benötigt nur eine Rasierklinge und Mut (Dummheit?). Manchmal geht aber nicht alles wie geplant - dann stellt Ihr kurz vor dem Training fest, dass ihr eine gefährliche Schwiele habt. Einweichen vor dem Training führt zum Desaster, nichts machen wahrscheinlich auch. Mit einer Rasierklinge könnt Ihr die Situation »entschärfen« (das Bomben-Szenario passt gut hier). Kommt mir nun nicht mit den normalen Kaufhaus Rasierern. Ich spreche von der zweischneidigen Rasierklinge (sog. DE-Klinge -- DE = double edge). Die bekommt Ihr noch in jeder guten Drogerie. Wenn Ihr die nur ab und zu braucht, lohnt sich nicht, Geld in besonders gute Klingen (z.B. »Feather« aus Japan) zu investieren.
Anmerkung: Wenn Du Dioch für die »echte Nassrasur« interessierst, dem empfehle ich das Portal meines Freundes Stefan nassrasur.com. Im angeschlossenen Forum erfahrst Du alles zur Rasur. Ebenfalls ist ein Shop angeschlossen, der ein umfangreiches Sortiment für den gepflegten Herren anbietet.
Du nimst die Klinge am Rand zwischen Daumen und Mittelfinger (wer nun fragt welcher Rand, der setze sich mal bitte kurz sein Hirn ein). Den Zeigefinger legst Du vorsichtig auf das Loch / Spalt in der Mitte der Klinge und biegst sie sehr leicht durch. Die Klinge wird flach gegen die Hornhaut gedrückt, so das der Schnitt dann nach oben geführt werden kann. Mit der unteren Kante des Bogens schneidest Du mit kurzen Bewegungen nach oben weg. Das braucht Übung!
Wer das versemmelt, schneidet sich halt in die Hand. Ist mir zwar noch nie passiert, aber das Potential ist vorhanden. Daher ziehe ich auch die erste Version eindeutig vor. Wenn Ihr das als Notfall vor dem Training macht, dürft Ihr die Hände nicht eincremen! Ansonsten könnt Ihr das freilich machen.
Eincremen für Hände, die auch morgen noch kräftig zupacken können
Wer gute Lederschuhe hat, wird das kennen, die muss man auch immer mal einfetten, damit sie gut aussehen und lange halten. Das Gleiche gilt für stark belastete Hände. Nur das Ihr die nachher nicht mit einer Bürste polieren müsst. Fast jede Creme eignet sich hier. Ich nenne nur mal zwei, mit denen ich gute Erfahrungen gemacht habe.
Kokosöl, ja genau das vom »Bullet Proof Coffe«, oder zum Braten von Steaks, es pflegt wunderbar und macht die Hand geschmeidig und hat heilende Wirkung. Das Preis/Leistungsverhältnis ist hier nicht zu schlagen, 1kg kostet um die 23 Euro. Fragt mal in einer Drogerie, Parfümerie, ob die eine gute Creme haben, welche günstiger wäre. Der Nachteil ist, dass es halt extrem nach Kokos riecht. Leider mag das meine Frau nicht, so dass ich eine andere Lösung suchen muss, wenn ich zu Hause bin.
Burt´s Bees - Hand Salve hat sich hier als super und wohlriechende Alternative erwiesen.
Shopping List:
- Hornhauthobel
- Hornhautraspel
- Kokosöl Kokosbutter
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- Rasierbedarf für "echte" Männer
Anmekung: Ich möchte an der Stelle nicht verhelen, das ich ein Freund von Rasiermessern bin, daher kenne ich auch den Stefan.