Die Ferien sind da und es geht auf eine schöne Reise. »Leider« sind die Kettlebells, mit denen ich trainiere recht schwer geworden. Platz dafür im Koffer war leider nicht mehr, so dass ich mich primär auf Calisthenics verlegt hatte. Als wir dann aber in Norwegen auch etwas gewandert sind mir die schönen großen Steine aufgefallen.
Wie kam ich auf das Stonelifting?
Eric Fiorillo macht einen sehr guten englischsprachigen Podcast »Motivation and Muscle«. Er selber ist ein sehr großer Freund vom »Stone Lifting«. Also einfach einen schweren Stein nehmen und ihn hochheben. Die meisten denken dabei an die Runden Atlas-Steine (runde Sphäre aus gegossenem Beton), die man auch bei den »World Strongest Man« im Fernsehen gesehen hat.
So dachte ich mir, das teste ich auch mal aus. Es macht unglaublichen Spaß! Aber es ist eine Menge Technik dabei. Ich muss sehen, dass ich jemanden finde, der mir das besser beibringt, auch wenn ich schon den einen oder andere Kieselstein heben konnte.
Historie der schweren Steine als Test der Männlichkeit
Das Stonelifting ist aber so alt, wie Männer ein Quäntchen Testosteron in ihrem Körper hatten. Es war ein guter Weg, um zu testen, wer den nun der »größere« Hirsch war, ohne gleich in einen echten Kampf zu geraten.
In Norwegen gab es in einem Hafen einen Stein, den man über eine Markierung in Hüfthöhe heben musste, wenn man auf einem Schiff anheuern wollte. Das war in diesem Fall ein Einstellungstest, der sicher stellen sollte, dass der Matrose auch den harten Bedingungen auf dem Schiff gerecht werden konnte.
In Schottland und in Island gibt es berühmte Steine, die einen eigenen Namen haben. Oft ranken sich Legenden und Heldentaten um diese Steine.
Varianten des Steinehebens (Stonelifting)
Zu einigen Steinen gibt es eine Geschichte. So wird dabei oft erwähnt, »wie« der Stein zu heben ist. So wurden Streitigkeiten ausgetragen oder ermittelt, wer der Würdigere ist. Das Besondere an diesen Steinen ist, dass es sie noch immer gibt! Wenn man zu den Orten fährt, kann man selber den Stein heben, den damals ein berühmter Krieger gehoben hat.
Wackeln:
Bei einigen Steinen recht es, diese zum Wackeln zu bringen. Dabei handelt es sich meist um echte Kolosse. Wenn wackeln recht, damit man »der Hirsch« ist, muss der Stein halt nur dementsprechend groß sein.
Luft unter dem Stein:
Hierbei ist es egal, wie hoch der Stein gehoben wird, Hauptsache es passt eine flache Hand unter dem Stein.
Über eine gewisse Höhre heben: Meist auf Hüfthöhe oder auf Brusthöhe (Beispiel der Seeleute oben). In Schottland war es ein Übergangsritus den »Clach cuid fir« (Männlichkeitsstein) zu heben, um als Mann zu gelten.
Auf Anzahl:
Den Stein einfach öfters heben als der andere.
Schultern:
Der Stein muss auf geschultert werden.
Über Kopf:
Der Stein muss mit ausgestreckten Armen über den Kopf gehoben werden.
Auf Distanz tragen (Loaded Carries old time style):
Der Stein muss angehoben werden und ohne absetzen über einen bestimmte Stecke getragen werden. Hier zählt auch der »Husafell Stein« den man in Island um ein Schafsgehege herum tragen muss.
Schmeissen / Stossen:
Ja genau, "einfach" hochheben und "weg damit" (werfen / stossen). Einige Steine können mit beiden Händen geworfen werden, einige werden mit nur einer Hand gestossen.
Links:
- https://en.wikipedia.org/wiki/Lifting_stone
- https://en.wikipedia.org/wiki/Stones_of_Scotland
Stone Lifting in der heutigen Zeit
Warum sollte mach überlegen Steine in sein Trainingsprogramm aufzunehmen? Es macht Spaß und echt stark. Diese Lifts erhöhen Euren Testosteronspiegel (leichter Muskelmasse auf und Fett abzubauen). Es ist aber nicht ungefährlich, gerade, wenn man etwas schweres über seinen Kopf hebt. Sollte man sicher sein, dass man es sich nicht auf seinen Kopf haut. Viel Steine sind schwer zu greifen und man muss sich auf jeden Stein etwas anders einstellen. Ausgeglichen wird das, wenn man sich selber Atlas Steine gießt, oder mit denen Trainieren kann. Die Maße sind fix und das Gewicht steht auch fest. In der Natur kann man das nicht sagen. Oft ist das eigentliche Gewicht geringer, als das was man schätz, weil der Stein schlecht zu greifen ist. Googelt ansonsten auch mal unter "Oddobjectlifting" nach. In dem unteren Bild diente mir diese formschöne Norwegische Hocker als Trainingsgerät.
Das Wetter spielt bei Natursteinen auch eine große Rolle, wenn manche Steine nass sind, sind diese viel schwieriger und gefährlicher zu heben.
In den meisten Gyms werdet Ihr leider keine Steine finden. Ich muss auch noch mal sehen, wo ich mit denen hier in Hamburg trainieren kann. Stein-Training sollte man auch nicht mehr als ein bis maximal zweimal die Woche ausüben, da es sehr fordernd für die Sehnen und Gelenke ist. Diese brauchen auch genügend Zeit sich zu regenerieren.
Gerade das Tragen eines Steines über Distanz ist einen gute Art, sich zu »verstärken«. Aber es muss hier auch klar gesagt werden, dass ein Sandsack weniger gefährlich und leichter zu handhaben ist. Außerdem macht der Sandsack weniger kaputt, wenn man den fallen lässt. Ein Sandsack verursacht keinen Trümmerbruch im Fuß, wenn er darauf fällt, ein Stein schon! Also benutzt Euren Versand bevor Ihr einen Stein angeht.
Ich bin die oben gesagt kein Experte, ich habe das nur mal ausprobiert und es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Bei meine Bestrebungen scheinen mir folgende Übungen hilfreich: Kreuzheben (Deadlift), Kniebeigen (Squats), Farmers Walk, Griffkraft Training und je nach Hebe Variante, auch alle über Kopf Übungen (Kettlebell Military Press, Push-Press).
Mein Fazit
Wer schon etwas trainiert ist, weiß wie er seinen Rücken durch Anspannung und Technik schützt, sollte das Stone-Liftung unbedingt einmal ausprobieren. Es macht Spaß und Stark. An Natursteinen reizt mich, dass jeder anders ist, man muss ein Gefühl für den Stein und dessen Gewichtsverteilung bekommen.
Vor dem Gletscher habe ich einen Stein gesehen. Ich dachte mir, den kann ich heben. Aber nach einigen Versuchen musste ich aufgeben. Ich fand einfach keinen richtigen Griff. Die ganze Zeit war ich am überlegen, wie ich den Stein anpacken muss. Später kamen wir wieder an den Stein vorbei und meine Frau sagte die magischen Worte: »Frank hör auf, den hast Du eben auch nicht geschafft«. Aber nach dem ich mein Hirn angeschaltet hatte, konnte ich auch den Stein heben.
Besser als Kettlebell Training? Nein, aber es kann eine gute Ergänzung sein (Loaded Carries). Allerdings würde ich wegen des erhöhten Gefahrenpotentials das nicht mit Steinen mit Anfängern machen. Hier bietet sich ein Sandsack oder einem schwerer Reifen (Tire Flip) an. Als Bereicherung des Urlaubs ein klares »Go« von mir. Körperliche Leistung erhöht den Erinnerungswert. Da Ihr ein positives Erlebnis mit einem Ort verbindet z.B. die beeindruckende Schönheit eines Gletschers. Ich muss wohl in der Zukunft bei meinem Vater anfragen, ob ich ein paar Steine in seinem Garten "missbrauchen" darf. ;-)